Lisa Hasst Ihren Geburts-tag!
Wenn man Lisa, oder @the.unnormal.brain an ihrem Geburtstag anruft, ist alles, was man hört, diese automatische Ansage:
Und deswegen habe ich gefragt, ob sie für unseren kleinen Blog einen Artikel schreiben mag, denn ich (also Nessa), LIEBE meinen Geburtstag! 🤩
Aber vielleicht geht es euch eher so wie Lisa und ihr wollt an eurem Tag, der nur euch gehören sollte, Grenzen setzen? Lest also hier, wie Lisa das angegangen ist:
Ich hasse meinen Geburtstag!
Ich bin introvertiert und das beste Geschenk für mich ist: Ruhe.
Meine Definition eines perfekten Tages wäre:
Kühle Temperaturen
Eine gemütliche Wanderung machen
Zu Hause was Leckeres essen
Etwas lesen
… und wenn ich ganz freaky drauf bin, vielleicht noch etwas Stricken oder gar ein Brettspiel spielen.
Manchmal entscheide ich mich aktiv für mehr Action, aber das kommt immer mit einem Preis, nämlich dass ich mich tagelang davon erholen muss. Ebenso hasse ich – wie viele andere Leute – Smalltalk am Telefon.
Was diese Informationen mit meinem 32. Geburtstag und mit Grenzen setzen zu tun hat, lest ihr hier:
Geburtstage haben schon immer genervt
Geburtstage waren für mich, seit ich mich erinnern kann, Stress, und zwar nicht der „gute“ Stress. Ich hatte an diesem “besonderen” Tag immer das Gefühl, dass es nicht okay ist, einfach das zu machen, worauf ich Bock habe. Wenn ich gefragt wurde:
„Was möchtest du an deinem Geburtstag machen?“ — hatte ich nicht das Gefühl, dass ich sagen könnte, was ich wirklich machen will (nämlich in Ruhe mit wenigen Leuten zu chillen).
Während als Kind Geburtstage noch extrem aufregend waren und mit Familie, Freund:innen, Fremden und vielen Geschenken gefeiert wurden, war es als Teenager dann so, dass der eigene Geburtstag darüber entscheiden konnte, ob man cool oder uncool war.
Viele Leute kommen zu deinem Geburtstag? Cool!
Du willst alleine feiern? Uncool!
Du hast tausende Freund:innen, die deinen Geburtstag unvergesslich machen? Cool!
Du sitzt mit drei Leuten (von denen einer nur der +1 deiner besten Freundin ist) in deinem Zimmer? Schon ein bisschen uncool!
Über Fake-Reisen und Fieberträume
Als Erwachsene konnte ich mich endlich – zumindest ein wenig – daraus befreien, indem ich einfach jedes Jahr ein paar Tage über meinen Geburtstag in den Urlaub fuhr. Über zehn Jahre lang – wobei ich in zwei Jahren tatsächlich nur so getan habe, als würde ich wegfahren.
(Kann ich nicht empfehlen, das ist sehr in Stress ausgeartet, als mir auffiel, was für ein riesiges Lügenkonstrukt man dafür aufbauen und sich merken muss: „Ja, ich bin an der Nordsee, ach so, wo genau? Ach, du warst hier auch schon? Ob ihr ein paar Tage vorbeikommen sollt? Ganz schlecht grad! Warum hier grad der Postbote geklingelt hat? Du hast mein Auto vor meiner Tür gesehen? Ähhh!”!)
Der Wendepunkt kam, als ich an meinem 31 Geburtstag wegfuhr, in ein Ferienhaus nach Holland und das obwohl ich - und jetzt kommt’s - eine Corona-Infektion und 40°C Fieber hatte, meinen Freund im Schlepptau, dem es ähnlich ging. Aber nicht nur der Gedanke an meinem Geburtstag Zuhause zu sein stresste mich immens, sondern auch der, an meinem Geburtstag eventuell mal nicht ans Telefon zu gehen.
So lag ich da an meinem eigenen Geburtstag, schwitzend und elend, und hatte Panik, dass gleich Oma Inge anrufen würde und ich nicht nur dafür aufstehen musste, sondern auch dankbare Lobpreisungen für den Anruf rauspressen und den klassischen “Geburtstags-Smalltalk” führen müssen würde, den ich schon gruselig fand, wenn ich mich nicht fühlte wie vom LKW überfahren.
Und plötzlich dachte ich mir in meinem fiebrigen Hirn:
“Moment mal, warum eigentlich?”
- Sollte es nicht an Geburtstagen irgendwie auch um das Geburtstagskind gehen? Heißt Geburtstag haben nicht, dass man sich was wünschen kann?
Ich wünsche mir Ruhe und Frieden, und dass Leute mich von mir aus an 364 anderen Tagen anrufen, aber mich an meinem Geburtstag kollektiv in Ruhe lassen.
„Ich bin heute leider nicht erreichbar.“
Okay, aber wie genau sagt man Leuten jetzt auf eine freundlich-höfliche Art und Weise „Nerv’ mich nicht“?!
Meine erste Idee war, an meinem Geburtstag einfach abzutauchen und alle Anrufe und Nachrichten zu ghosten – aber das wollte ich eigentlich nicht machen.
Ein paar Tage vor meinem 32. Geburtstag entschied ich mich, dass ich meine Mailbox bespreche mit:
„Vielen Dank für deinen Anruf. Da ich meinen Geburtstag nicht an meinem Handy verbringen möchte, bin ich heute telefonisch nicht erreichbar und werde auch nicht zurückrufen. Aber ich sehe, dass du mich angerufen hast und freue mich sehr darüber.“
Dann bin ich an meinem Geburtstag in einen Wellnesstempel in der Nachbarstadt gefahren und war das erste Mal nicht vollends gestresst an meinem Geburtstag! Und das lag wahrscheinlich nicht mal daran, dass ich an meinem Geburtstag nicht telefonieren musste, sondern daran, dass ich nicht das gemacht habe, was von mir erwartet wird, sondern das, was ich wirklich will.
(Übrigens haben zwei Leute trotzdem eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen, mit der Bitte zurückzurufen. Spannend ist wohl, dass das beides Leute waren, die schon mein ganzes Leben lang meine Grenzen nicht akzeptieren und immer wieder über diese hinwegfahren.
Zufall? Ich denke nicht!
Also ist das wohl auch die perfekte Methode, um herauszufinden, wer unsere persönlichen Grenzen akzeptiert und wer nicht.)