System-neustart?!
Ich selbst bekomm das meistens nie zeitig genug mit, leider …
Denn die kleinen Zeichen schleicht sich von hinten an:
Man isst nicht genug — oder nur noch Quatsch, weil sich alleine der Gedanke an die nächste Mahlzeit drei Zentner schwer anfühlt
Die Wohnung vermüllt, mehr als sonst — und man findet sich wieder, wie man vor vier angefangenen Wasserflaschen steht; kraftlos und nicht in der Lage, auch nur eine davon jetzt wegzuräumen
Man pennt in seinen Alltagsklamotten — denn abends ist man vom gefühlten Nichtstun so fertig, dass man nur noch umfällt
Soziale Kontakte zu halten wird schwerer — denn obwohl man denkt, dass man der größte Loser ist, der ohnehin den ganzen Tag nüscht macht: Fürs zurückschreiben reicht’s nicht.
Keine Beschallung macht zufrieden — Daran merk’ ich’s tatsächlich am ehesten: Nichts ist genug und alles ist zu viel. Serien sind mir zu doll und lenken mich nur noch mehr ab, während Musik und Podcasts nicht genug Ablenkung bieten!
Man weiß, etwas stimmt nicht.
Bis es einen so sehr nervt, dass man nur noch aus innerer Unruhe besteht (Bei ADHS eh ein Dauerzustand, aber mehr als gewöhnlich lol). Na cool, und was jetzt? Keine Kraft für Nichts und man läuft, in seinen Bart fluchend, ziellos umher für immer?! Auch okay, aber vllt. hilft euch ja das hier:
Baustellen Suchen 🚧
Ich merk’ solche Baustellen manchmal gar nicht.
Beispiel: Ich gehe früh normalerweise als erstes Duschen, um meinen Tag zu starten. Naja nu’ steh ich früh im Bad und liefere mir mit dem Duschkopf ein Blickduell (und verliere es immer).
Ergebnis: Ich verliere Zeit, die Aufgaben warten nicht auf mich, ich bin middach noch im Schlafanzug und fühle mich entsprechend.
Deswegen dusche ich jetzt abends. Ist das revolutionär? Nein.
Aber diese Entscheidungen setzen ein bewusstes Wahrnehmen dieser Blockaden voraus – und mit ADHS gehören diese Art von Hindernissen einfach schon so sehr dazu, dass man sie nicht mehr hinterfragt.
Fragt euch also: Wenn ich jetzt einen Zauberstab hätte, welche zwei Tagespunkte würde ich dann einfach löschen?
Agenda Ausmisten 🗑️
Habe ich da etwa TO DO LISTE GEHÖRT?
Wann immer ich komplett lost bin, ist mein erstes Bedürfnis: “Ich schreibe jetzt einfach alles auf und ordne mein ganzes Leben, in dem ich mir vornehme, alle 2801230193 Aufgaben ausschließlich morgen zu machen. Genial.” und klappt in -3/10 Fällen.
Unser ADHS-Kopf priorisiert JAR NÜSCHT von allein. Deswegen müssen wir das manuell machen und kritisch hinterfragen. Was hat wirklich Zeit und wo brennt’s, wenn ich das nicht mache? Hier gibt’s ein Video von mir, wie ich so etwas nach Wichtigkeit ordne:
Das Ergebnis soll sein, dass man seine Aufgaben, die einen zusätzlich unter Druck setzen, hinterfragt. Nur weil das auf meiner Tagesliste steht, ist es nicht unbedingt wichtig.
Small Wins 🏅
SMALL – nicht den Mount Everest besteigen, hmkay?
Wir talken hier über so was wie … Das Bett machen.
Aber sicher ist: Es muss ein Erfolgserlebnis her. Das ist gar nicht mal so easy, denn Sachen, die vor ein paar Wochen noch voll der Bringer waren (wow, ich habe die Küche aufgeräumt) kicken einfach nicht mehr so sehr, weil es keine ‘krasse Sache’ mehr ist. Versteht ihr, wie ich meine?
Tricky, denn nur die Mammut-Aufgaben bringen Serotonin — die können wir nicht anfangen, weil wir keine Kraft haben, weil wir kein Serotonin haben — ganz schwieriges Ding erstmal.
Deswegen: Sucht euch Aufgaben, die an sich nicht schwer sind, komplett random sind, aber die ihr trotzdem vor euch herschiebt.
Meine Favoriten bei sowas:
Genau EIN Fenster putzen
Gardinen waschen (Also sag ich so ge, habe ich nie gemacht, könnte ich mir aber gut vorstellen für Leute, die Gardinen haben, idk)
Genau EIN Bild aufhängen
Sein E-Reader aufladen (Nicht 500 Bücher auf einmal lesen. Nur laden. FALLS, wisst ihr)
EIN paar Schuhe putzen
Kühlschrank ausräumen. Nicht sauber machen – nur erstmal das Gammelzeug weg.
Kommentiert gern eure Small Wins – so motivieren wir uns vllt. gegenseitig! Ich habe heute zum Beispiel SCHON WIEDER ein richtiges Frühstück gegessen! WHAT?!
Aber so habe ich das Gefühl, dass ich schon mal keine komplette Versagerin bin. Und im besten Falle kickt der Hyperfokus rein und eine dieser Aufgaben wird bis zum Verlust der deutschen Muttersprache betrieben.
TOUGH LOVE 💔
Damit meine ich nicht, dass ihr euch im Spiegel anschreien sollt, warum ihr einfach nichts gebacken bekommt (weil, been there, done that) — sondern, dass man manchmal Sachen machen muss, auf die man keinen Bock hat, die einem aber guttun. Das ist nicht der erste Schritt, wenn man ganz von vorn anfängt, aber der dritte vielleicht?
Irgendwann kommt bei mir nämlich der Punkt, an dem ich mit mir selbst wie eine strenge Muddi rede.
”Ne Nessa, jetzt ist hier mal Schluss. Du gehst dich jetzt duschen und ziehst dir was Hübsches an, und wenn das den ganzen Tag dauert, ist mir das auch egal!” Oder auch: “Immer nur mit deinem Handy. Du musst mal raus an die Luft, Kind. Hier riecht’s wie im Pumakäfig!”
Denn “Selfcare” wird im sog. Internet immer mit einer Gesichtsmaske und einer Badewanne romantisiert. Manchmal ist Selfcare aber auch, seinen Schreibtisch aufzuräumen, auch wenn man dabei heult und den ganzen Tag braucht. Das ist ein schmaler Grat, aber ich glaube da an euch, dass ihr das mit der Zeit herausfindet 🫶
ZWEI STUNDEN ⏰
Ja, aber wo geht deine Zeit denn hin?
JA, WEIß ICH DOCH NICHT KUMPEL
Als ob ich weiß, was ich den ganzen Tag mache?! Und wie soll ich das rausfinden?
Die beste Methode, insbesondere in so einer Situation ist es, für mich, meinen Tag in zwei Stunden Abschnitte zu teilen und bestehende Termine von denen ich weiß (und an die ich mich erinnern kann lol) bereits darin einzutragen.
Denn mega oft komme ich mir vor, als hätte ich wieder übelst lange prokrastiniert — dabei habe ich nur Mittag gegessen und insgesamt 45 Minuten Pause gemacht.
Dazu kommt, dass ich dann nicht den ganzen Tag ‘versaue’, wenn ich mal einen Hänger hatte, sondern wieder von vorn beginnen kann. Und am Ende kann ich besser einschätzen, ob das nun ein produktiver Tag war und was ich an meiner Planung verbessern kann.